Verzweiflung

In immer wiederkehrenden starken Schwallen knallt der Regen gegen das Fenster. 

Nur der Schein einer schwachen Laterne versucht, sich durch den Regen ins Zimmer zu kämpfen. 

Schafft es fast. 

Schafft es fast, zu leuchten, ins Gesicht, dass dem Regen entgegen starrt, den dicken Tropfen, die gegen die Scheibe knallen, runterrinnen, die ganze Scheibe wie in einen kleinen Wasserfall verwandeln. Es fließt einfach hinab.

Schafft es fast, zu leuchten, die Laterne. 

Fast die Furchen im Gesicht in noch tiefere Schatten zu hüllen und dadurch nur noch stärker zum Vorschein zu bringen.

Fast, die zusammengepressten Lippen zu umzeichnen, die sich nicht entscheiden können, ob sie Wut oder Trauer spielen sollen.

Fast, die Augen mit Licht zu benetzen, die jederzeit bereit zu tränen oder zu messerscharfen, durchdringenden Blicken sind.

Fast, schafft sie es, die Verzweiflung zu erhellen, zu zeigen. 

Fast. 

Es hätte keinen Unterschied gemacht. 

Gar keinen. 

Das Erleuchten hätte kein Lächeln gezaubert. 

Es hätte nichts besser gemacht. 

Es hätte nur dem Schrecken, aus dem Inneren, ein äußeres Antlitz verliehen.

Er sieht erschöpft aus. 

So erschöpft wie jemand, der die ganze Zeit am Rennen ist, ohne zu rennen. 

Die ganze Zeit unter Strom, ohne dass es etwas gibt, dass ihn unter Strom setzt.

Kein Ziel, und nichts, wovor er wegläuft, und doch am Rennen. 

Wovor soll man heute auch weglaufen, was vermeiden. 

Es gibt keine Not mehr. 

Nur Privilegien und Probleme, die aus Langeweile entstehen.

Kein Krieg oder Hunger.

Kein wahres, ich ertrage es nicht mehr so.

Und keine Ziele, wofür auch?

Wofür Geld jagen, wofür Besitz, oder Glück, wofür Beziehung, Gesundheit oder Freundschaft. 

Alles bedeutungslos. 

Es juckt in 100 Jahren niemanden mehr, das meiste schon morgen. 

Oder jetzt gleich.

Aber doch, einfach sterben? Nein.

Nein. 

Es ist nicht so, dass der Gedanke noch nie gekommen ist. 

Aber er fühlt sich einfach genauso sinnlos an. 

Und auch nur nach Flucht.

Am Ende gibt es nur diesen einen Versuch. 

Warum ist Gott nur gestorben…

Und warum fällt es ihm so schwer, einen neuen anzuerkennen?

Andere schaffen es doch einfach. 

Machen ihren Job zu Gott, oder ihre Beziehung, Sport, irgendein sinnloses Hobby.

Kaffee aus der Siebträgermaschine. (nachvollziehbar)

Warum fällt es ihm so schwer?

Er hat doch alles. 


Klug, son bisschen.

Gutaussehend, son bisschen.

Kreativität, son bisschen.

Wortgewandtheit, son bisschen.

Halt son bisschen. 

Warum also so schwer?

Warum nicht irgendeinem künstlichen Licht entgegenlaufen?

Warum nicht einen Gott (er)finden?

Oder Gott werden?

Einfach zufrieden sein und das Leben leben.

Sich an den kleinen Dingen erfreuen. 

An den flüchtigen.

In der Vergänglichkeit die Schönheit sehen und Trost finden.

Kurz innehalten, genießen und ziehen lassen. 

Es wäre schön, wenn er das könnte.

Er konnte es mal. 

Konnte sich mal voller Überzeugung sagen. 

“Ich bin glücklich!”

und es auch fühlen.

Von oben bis unten, “Fuck yeah”

Was man nicht alles sagen und fühlen kann, wenn man von oben bis unten mit Drogen zugeballert ist. 

Mit Schmerzmitteln zugekippt. Mit Pflastern übersäht.

Gar nicht sichtbar, unter den ganzen Binden, dass darunter alles nur mit ein wenig Spucke und “ich schaue nicht hin” zusammengehalten wird. 

Hin und wieder wünschte er sich, das wieder zu sein. 

Nicht mehr zu sehen. 

Sich nicht dem ganzen Haufen Scheiße bewusst zu sein.

Aber verdammt nochmal es stinkt. 

Und er hat keine Ahnung, warum ihm das nicht vorher aufgefallen ist.

(Auch die Drogen?)

Morgen vielleicht, riecht er es nicht mehr.

Morgen

Es stinkt noch immer.

Cheers

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